HSLU Podcasting Circle

#7 Wie verändert KI das Podcasten? Mit Prof. Dr. Philipp Bachmann

Fabio Sandmeier HSLU Season 1 Episode 7

Warum sind wir als Menschen resonanzfähig, und wie können Podcasts Resonanz auslösen? Prof. Dr. Philipp Bachmann von der HSLU erklärt, warum das Ungeplante und Authentische entscheidend sind für die Bind mit unseren Hörerinnen und Hörern.

Highlights

  • "Podcasts mit Menschen sind unverfügbar – genau das macht sie besonders."
  • "KI kann vieles erleichtern, aber Resonanz bleibt ein menschlicher Moment."
  • "Die Zukunft des Podcastings liegt im Zusammenspiel von Technologie und Persönlichkeit."

Kapitel

  • 5:02 GKI als Bruch, weil viel weniger Aufwand
  • 7:09 Manipulation und Glaubwürdigkeit
  • 9:32 An der Aufmerksamkeitsökonomie hat sich wenig geändert
  • 13:24 Ist eine KI kreativer als ich?
  • 16:02 KI-Podcasts lösen bestehende Podcasts nicht ab. Podcasts mit Menschen haben eine Unverfügbarkeit. Mitreden können als Motiv.
  • 18:14 KI-Podcasts können Nischenbedürfnisse befriedigen (Gemeinde-Kommunikation z.B.), Barrierefreiheit als Aspekt
  • 20:50 Paradoxon: Haben weniger Zeit trotz zeitsparenden Technologien. Beschleunigung wird aufgefangen von Wachstum.
  • 23:07 Selbstmanagement als Lösung?
  • 25:05 GKI Literacy: Wie bilde ich Studierende und Mitarbeitende aus? Was mache ich mit der gewonnenen Zeit?
  • 28:48 Authentizität als Strategie: Resonanz erzeugen durch etwas Unverfügbares. Dafür braucht es aber die Bereitschaft zu scheitern.
  • 38:00 Indie-Podcasters
  • 41:10 Unverfügbarkeit als Begriff - Resonanz vs. Beschleunigung
  • 44:48 Können KI-Avatare authentisch sein?

Links & Ressourcen

  • Bachmann, P., & Siegert, G. (2021). How to Buy, Sell, and Trade Attention: A Sociology of (Digital) Attention Markets
  • McLuhan, M. (1964). Understanding Media: The Extensions of Man. New American Library.
  • Rosa, H. (2013). Beschleunigung und Entfremdung: Entwurf einer kritischen Theorie spätmoderner Zeitlichkeit. Suhrkamp Verlag.
  • Rosa, H. (2018). Unverfügbarkeit. Residenz Verlag.
  • Katzenberger, V., Keil, J., & Wild, M. (2022). Podcasts: Perspektiven und Potenziale eines digitalen Mediums.

 

Feedback, Themenwünsche, ...?

Der HSLU Podcasting Circle inspiriert und informiert Podcaster:innen an der Hochschule Luzern. Wir treffen uns alle zwei Monate zu einem Netzwerktreffen. Die Live-Podcasts, die dabei entstehen, gibt es hier zu hören. Organisiert wird dies von der Marketing- und Kommunikationsabteilung (M&K) mit dem Ziel, professionelle Audio-Auftritte für die HSLU zu schaffen.

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Über den Host: Fabio Sandmeier ist Dozent am Institut für Kommunikation und Marketing (IKM) der Hochschule Luzern Wirtschaft, wo er sich mit Business Communication, insbesondere Corporate Audio beschäftigt. Er ist Co-Präsident des Podcast Club Switzerland, Co-Host des Podcasts Scho ghört?, betreibt das hauseigene Podcast-Studio und unterstützt dabei viele HSLU-Podcasts.

[0:00] Dass wir als Menschen resonanzbegabt sind. Wir wollen mit unserer Umwelt, mit anderen Menschen, mit Landschaften in einer Beziehung treten und uns wie anrufen lassen, transformieren lassen. Dass wir hinterher wie ein anderer Mensch sind, das uns auch tatsächlich berührt. Und über Medieninhalte beginnt das ja, findet das ja manchmal statt. Gut gemachte Filme, Musikstücke können Resonanz auslösen. Auch Podcasts, wenn die einen irgendwie ein Thema ansprechen, was einen berührt, dann kann man Resonanz ansprechen. Und eine Voraussetzung für Resonanz ist aber auch das Unverfügbare, das Ungeplante. Man kann die Rahmenbedingungen schaffen, dass man Resonanz erlebt. Wenn man in eine schöne Landschaft geht oder Freunde einlädt und ein schönes Abendessen hat beim guten Essen oder die Rahmenbedingungen schafft, dass man sich auf ein Gespräch vorbereitet, dass es Resonanz ist. Aber man kann es nicht erzwingen. Und bei diesen reinen GKI erzeugten Inhalten halte ich es eher für unwahrscheinlich, dass sich Resonanz einstellt.

[1:12] Music.

[1:18] Herzlich willkommen beim HSLU Podcasting Circle für alle an dieser Schule und darüber hinaus, die podcasten. Mein Name ist Fabian Sandmeier, schön sind Sie dabei. Die künstliche Intelligenz lehrt laufend dazu. Und auch für uns Podcasterinnen und Podcaster gibt es mittlerweile viele praktische Tools, die wir nützen können. Die Frage, die ich mir manchmal stellen, ist, werden wir Podcasterinnen und Podcaster irgendwann von der KI abgelöst, weil es so einfach ist, Audio-Contents zu generieren, dass es sich vielleicht häufig gar nicht mehr lohnt, Menschen ans Mikrofon zu lassen. Über das rede ich heute mit Philipp Bachmann. Er ist Professor für strategische Kommunikation hier an der HSLU. Lieber Philipp, danke, dass du die Zeit nimmst und schön bist du da. Ja, ich freue mich jetzt, Herr Söder. Ich bin gespannt auf das Gespräch. Ich auch. Philipp, wir hören gerade zum Anfang mal in eine KI-generierte Podcast-Konversation. Google hat eine neue Audio-KI, die nennt sich Notebook LM. LM für Language Model. und man kann dort ein Textdokument herunterladen und daraus eine Konversation generieren lassen. Ich habe das mal ausprobiert mit einer PowerPoint-Präsentation über unser HSLU-Podcasting-Programm, in dem beschrieben wurde, was der strategische Ansatz ist.

[2:44] Nischen-Podcasts geht, die man mit dieser Podcast-Unterstützung von M&K, also von der Marketing- und Kommunikationsabteilung der Hochschule, unterstützt Mitarbeitende mit einer Podcast-Idee. Und das habe ich aufgeladen, habe einen Knopf gedrückt, wo gestanden ist, Generate a conversation about a topic with two voices. Da habe ich zwei Minuten gewartet und dann ist das rausgekommen. Exactly.

[3:12] And those passionate niche communities, they're more likely to engage deeply, to share episodes, leave reviews, become advocates for the podcast. That kind of organic growth is pure gold. Right. And speaking of strategy, HSLU also emphasizes thought leadership and SEO in their document. Okay. I know those might sound like buzzwords. Sure. So for those of us who don't speak fluent marketing, what does all this actually mean for the everyday listener like you or me? Well, think of thought leadership this way. It's about HSLU positioning themselves as experts. Yeah, okay. In their field. By producing high-quality podcasts on specific topics, they're not just sharing information. They're building a reputation for being a go-to source in those areas. It's less about selling something and more about establishing their credibility. Exactly. It's about trust and authority, which are incredibly valuable, especially in the online world. That makes sense. And as for SEO, that's all about making their podcasts easily discoverable. Wenn man für, sagen wir, urban-planning-Podcasts oder sustainable-Architektur, wollen sie ihre Shows pop-up. Macht Sinn. Es geht darum, zu treffen die Listener, wo sie schon online sind und zu suchen. Genau. Okay. So HSLU möchte als Thought Leader in diesen Niche-Areas sein. Genau. Sie benutzen SEO, um zu erreichen, die richtige Listener zu erreichen. Ja.

[4:40] Was mich so umhaut, ist, dass es keine Siri-Voice ist. Das ist nicht irgendwie eine computergenerierte Weise, wie ich mir sie bislang gewohnt bin. Das sind unperfekte Konversationen.

[4:56] Löst so etwas in dir als Medienwissenschaftler auch irgendwie eine Angst aus? Ja, Angst nicht. Ich bin... Von der technischen Seite sehr beeindruckt, was die KI-Tools heute können. Und das fing an mit JetGPT, wo einem erstmals vor Augen geführt wurde.

[5:21] Wie mächtig diese Instrumente eigentlich sind. Und man kann ja Geschichte immer mit zwei verschiedenen Perspektiven betrachten. Man kann es immer sagen, es ist eine Kontinuität und das gab es schon immer. Oder man kann sagen, das ist ein Bruch. Und ich habe die Einführung als KI wirklich als Bruch erlebt, wo vieles, was vorher galt, auf einmal nicht mehr gilt. Und diese Masse an Tätigkeiten, die auf einmal überdacht werden muss, das ist schon beeindruckend, also bei ChatGBT vor allem bei Textarbeit, bei Textenschreiben, bei Textsortenschreiben. Und jetzt wird es mit anderen Technologien verbunden Und jetzt hat man auf einmal auf Knopfdruck Podcasts, deren Produktion vorher Tage, wenn nicht gar Wochen gebraucht hätte. Und das Authentische hierbei ist, ja, dieses, wie du beschreibst, dass es so unperfekt tönt, dass die Leute eine ganz natürliche Sprache haben. Und trotzdem hat man immer hinter den Kopf, es ist künstlich. Es hat natürlich viele Konsequenzen.

[6:34] Man kann sowas ja dann, also einmal das Vertrauen in Authentizität geht verloren, wenn man jetzt gar nicht mehr wissen kann, ist das jetzt rein künstlich generiert? Oder rein künstlich, irgendjemand hat natürlich schon den Input gegeben, du hast ja schon auf Generate gedrückt. Oder ist es tatsächlich eine Konversation? Also von daher habe ich jetzt keine Angst, Aber ich bin tief beeindruckt und neugierig, was das alles für Auswirkungen hat. Auf die Gesellschaft, aber auch auf das individuelle Arbeiten.

[7:07] Das ist natürlich auch das Stichwort Fake News.

[7:12] Wir wissen es schon mit Videos, wo wir sehen, wo Leute dastehen. Es sieht aus, als würden die etwas sagen. Die Lippen stimmen überein, aber es ist nicht echt. In dem Sinne ist es ja nicht ein komplett neues Phänomen, dass man jemandem etwas sagen lassen kann, das nicht von dieser Person gesagt worden ist. Das Deepfake.

[7:42] Im Moment ist es ja noch so, dass die Stimmen, dass sie immer den gleichen Mann und immer die gleiche Frau Stimmen haben. Aber es wird wahrscheinlich nicht lange gehen. Da kann ich drücken und zuerst sagen, ich lade ein Voice-Sample von mir, Fabio, und dann sage ich ja, jetzt redet Fabio über das und bitte in Spanisch.

[8:03] Das finde ich schon, Ja, das muss ich zuerst mal irgendwie greifen oder fassen, was das überhaupt für Auswirkungen hat. Ja, und das geht ja teilweise heute schon. Also ein Kollege von mir, der Accounting unterrichtet, der hat seine Unterrichtsmaterialien mit Hexgen aufbereitet und dann für seine französischsprachige Zuhörerschaft dann sich als Avatar eingespeist und seine Stimme und auf einmal spricht er französisch. Er hat das natürlich transparent deklariert, aber hier öffnen sich Möglichkeitsspielräume, die es vorher so nicht gab und wo man auf einmal Möglichkeiten hatte, die man vorher nicht hatte. Und die Glaubwürdigkeit von Medieninhalten ist dadurch auch tangiert, weil man schon immer manipulieren konnte, man konnte schon immer mit Photoshop sozusagen Bilder manipulieren oder mit einem gewissen Aufwand auch Audio und Video aufnahmen und ob die Mondlandungsaufnahmen echt sind oder nicht, das gab ja schon immer Gegenstand zur Diskussion. Was aber heute dann trotzdem diesen Bruch ausmacht, ist, dass es mit viel weniger Aufwand geht und viel schneller geht und sozusagen auch geflutet werden kann mit irreführenden.

[9:27] Falschen, manipulativen Inhalten.

[9:31] Du beschäftigst dich ja in deiner Forschung viel mit Aufmerksamkeitsökonomie.

[9:38] Was ist denn so der aktuelle wissenschaftliche Wissensstand zu dem Thema Aufmerksamkeitsökonomie, gerade jetzt in dem Zusammenhang? Also wie schaffe ich es als Content Producer, dass mein Content dann noch wirklich wahrgenommen wird? Sagen wir mal, ich investiere einen halben Tag in eine coole Podcast-Konversation und ich möchte, dass sich das auszahlt und nicht, dass jemand anderes mit einem Knopfdruck das Gleiche machen kann. Was muss ich denn als Podcaster machen, damit ich raussteche aus der Masse? Das ist die Frage nach den Erfolgsfaktoren und die ist natürlich spannend und, An diesem Grundprinzipien, wie Aufmerksamkeitsmärkte funktionieren, der Wettbewerb um Aufmerksamkeit, hat sich jetzt aber dann doch nicht so viel geändert. Ich bin kein Anthropologe, aber nach allem, was ich weiß, ist unser menschliches Gehirn seit mehr als 100.000 Jahren eigentlich unverändert. Was sich geändert hat, ist die Kultur und die Gesellschaft, in der wir leben. Und unsere Aufmerksamkeitsspanne, das was wir am Tag an Informationen aufnehmen können, ist ja begrenzt. Natürlich kann man da irgendwie das trainieren und kann schneller lesen lernen oder aufmerksamer zuführen können, aber nach oben ist das ja relativ schnell begrenzt.

[11:06] Und was sich aber explodiert ist... Und insbesondere seit dem Aufkommen der Moderne, seit so 1850 und dann nochmal in den letzten Jahren durch die Digitalisierung, ist das Angebot an Inhalten, das Informations- und Unterhaltungsangebot.

[11:25] Heutzutage mehr denn je konkurrenziert ja alles und jeder permanent um unsere Aufmerksamkeit, die begrenzt ist und dadurch eine sehr kostbare Ressource, ein sehr kostbares Gut ist, eben weil sie so knapp ist und weil man sie nicht steigern kann. Und um in dieser Masse an Wettbewerb, um Aufmerksamkeit zu bestehen, braucht es vor allem Kreativität. Es geht gar nicht darum, wie viel Zeit man in was reinsteckt, wo das natürlich immer gut ist, wenn man sich mehr Gedanken macht, sondern mit einer innovativen Idee, die man meinetwegen auch über KI in wenigen Minuten verwirklichen kann, dann schafft man es immer wieder.

[12:08] Einen Mehrwert für die Rezipienten zu schaffen, für die Zuhörerinnen, Zuschauer, Leserinnen und Leser, die dann tatsächlich dafür sorgen, dass man es nachfragen möchte. Deshalb sind ja diese ganzen Kommunikationsberufe, Werbung, Marketing, auch Journalismus oder jetzt neue Berufe wie Podcaster und Podcasterinnen, sind ja in so einem hohen Mass an Kreativität angewiesen, um immer wieder aus dieser Masse herauszustechen und um einen wirklichen Mehrwert zu schaffen. Ich frage mich manchmal, ob Kai nicht kreativer ist als ich. Wenn ich sage, ich habe hier eine Glühbirne, die ich wechseln will und der Raum ist 5 Meter hoch.

[12:55] Gib mir 10 Ideen, wie ich das machen könnte. Dann geht es 10 Sekunden, ich habe 10 Ideen. Kreative Ideen, kreativere Ideen, als ich in fünf Minuten könnte herbringen. Ich glaube, ich weiss nicht, ich glaube, Ist es wirklich die Kreativität? Ich würde sagen, es ist doch mehr vielleicht die Menschlichkeit.

[13:24] Ja, das ist jetzt die Frage, wie wir auch über generative KI sprechen. Sprechen wir ihnen so einen Akteursstatus zu, der selber kreativ werden kann? Oder sehen wir es einfach als sehr ausgereiftes Werkzeug? KI hat ja keinem Gewusstsein und kann insofern nicht kreativ sein. Und Kreativität muss ja auch immer als solche wiederum erkannt sein. Es ist eine Lösung für Probleme, die auch funktionieren. Und letztendlich bist du es ja dann auch, der von dem der Impetus, der Urakt kommt, zu sagen, gib mir mal zehn Ideen oder hundert oder tausend. Und dann geht es ja, das heißt, von sich aus ist so eine KI ja nicht kreativ, sondern das bist du und du musst ja dann trotzdem noch in dem Moment die Kreativität auch erkennen und sagen, naja, die ersten drei Ideen sind Schrott, aber der vierte Vorschlag ist tatsächlich gut. Und das sehen wir jetzt, wie sich auch Kreativberufe verändern. Früher waren in Agenturen, dass genau die Aufgabe von Praktikantinnen oder Praktikanten oder Volontären, die neu waren, denen hat man gesagt, wir haben ja einen Werbepartner, denkt ihr mal 100 Claims, also Werbesprüche oder so aus. Und für das Produkt oder 10. Und das geht heute sehr, sehr schnell. Aber die Beurteilungskompetenz zu sagen, welcher Spruch wirklich gut ist, die steigt an.

[14:53] Es kommt für mich immer alles wieder zurück zu der Analogie eines Autopilots. Der Pilot kann sein Flugzeug automatisch starten und landen lassen und fliegen lassen, aber er muss im Cockpit sitzen und beurteilen können, macht der Autopilot alles richtig und eingreifen, falls irgendetwas falsch ist. Es gibt seit x Jahren Autopiloten und die werden immer besser. Trotzdem braucht es einen Pilot und einen Co-Pilot.

[15:25] Eine KI heisst ja auch Co-Pilot. Der Name ist nicht zufällig gewählt. Ich finde es noch spannend aus wissenschaftlicher Sicht. Es ist zwar jetzt neu, dass es generative KI in dieser Form allgemein zugänglich ist, Aber dass es neue Technologien gab, das ist ja jetzt nichts Neues. Und darüber haben sich ja viele Leute schon immer Gedanken gemacht. Ein Beispiel, das mir einfällt, ist der kanadische Medienteoretiker Marshall McLuhan. Die meisten kennen ihn noch, The Medium is the Message.

[16:02] Der hat sich Gedanken gemacht, was passiert eigentlich mit alten Medien, wenn neue Medien kommen, verschwinden die dann? Und vereinfacht gesagt sagt er, nee, das ist nicht der Fall, aber sie verändern sich. Also durch das Aufkommen des Fernsehens wurde das Radio ja nicht abgelöst, aber das Radio hat vielleicht mehr Musik gespielt, weil das das Fernsehen weniger gut machen konnte, bis dann das Musikfernsehen wieder kam. Wenn wir jetzt nochmal auf das Eingangsbeispiel zurückkommen, auf einmal kann man so einen Podcast mit relativ wenigen Klicks und Aufwand simulieren, sage ich mal.

[16:40] Und das eröffnet natürlich viele neue Möglichkeiten, auch vielleicht wie Leute lernen, wenn sie zum Beispiel in einem Buch sich aneignen müssen fürs Studium, dann können sie sagen, na gut, ich bin in der Zeit aber beim Sport und dann lasse ich mir einen Podcast machen und dann lasse ich mir das erzählen. Und dann ist dann wie eine Art neues Medium dabei, nämlich mit GKI erzeugte Podcasts über Themen, die mich individuell interessieren. Und das löst ja nicht bestehende Podcasts ab oder Sendungen, wo zwei Menschen wie wir miteinander ins Gespräch kommen. Aber es ändert vielleicht etwas, dass vielleicht bei Podcasts, die dann wirklich mit Menschen sind.

[17:28] Dass die ein anderes Hörerbedürfnis befriedigen, weil da etwas ist, was unverfügbar ist, was Leute als authentisch wahrnehmen, was Leute so wahrnehmen, dass es vielleicht auch davon ausgegangen wird, dass es ein weiterer Hörerkreis hört und man damit über andere reden kann. Dass die Nutzungsmotive sozusagen sind, dass man sich über etwas austauschen kann. Wir wissen aus der Mediennutzungsforschung, dass das ein häufiges Motiv ist für Nachrichtennutzung, dass man mitreden kann. Das kann man natürlich bei so individuell, individualisierten Podcasts nicht. Aber durch dieses neue Medium verschiebt sich oder wird das andere Bestehende verändert. Und wir merken gerade, dass sehr viel verändert wird und neu austariert wird.

[18:15] Also ich glaube, wenn ich mich jetzt in die Position von meinem Medienhaus versetze, ist es schon eine klare Gefahr, aber auch eine Chance, dass man.

[18:31] Einen Podcast generieren kann, sehr lokal, dass ich sagen kann, als Lokalzeitung, es würde sich nicht lohnen, nur für eine Region einen Podcast zu machen, aber wenn ich sage, ja jetzt für, vielleicht sogar stelle ich vor, als Gemeinde in der Gemeindekommunikation kann ich sagen, ja schau da ist eine Gemeindezeitschrift sogar hyperlokal und ich mache einen KI-generierten Podcast aus dem und ich verkaufe das, nicht als authentisch ich sage, das ist KI-generiert aber lieber das als gar nichts, Ja, das sind jetzt genau die Fragen, wo du und viele andere Leute sich Gedanken machen, wo kann man das jetzt anwenden und jetzt bei dem Beispiel ist es natürlich spannend, man könnte argumentieren, dadurch ist es sozusagen inklusiver, weil man auch Leute erreicht, die vielleicht nicht die Lesekompetenzen haben, was sehr viele sind.

[19:36] Und man hat aber gleichzeitig auch Nachteile, dass man auf technische Geräte angewiesen ist, dass man es schlechter archivieren kann und so weiter und dass es dann beides gibt. Und das ist jetzt genau die Frage, die auch offen ist, in welche Richtung bewegt sich das Ganze? Ich finde an dieser GKI-Diskussion und wie sich das ändert, noch einen weiteren Gedanken interessant.

[19:59] Und zwar, dass jetzt viel darüber nachgedacht wird, wie man Dinge effizienter machen kann, wie man sie effektiver machen kann, wie man Produkte zugänglich machen kann, die es vorher noch nicht gab, weil es es ökonomisch nicht gelohnt hatte vom Aufwand und Ertrag. Und ich finde hier spannend, dass diese ganzen GKI-Tools ja das Versprechen sind, sehr viel Zeit zu sparen. Es sind ja eigentlich Zeitersparnistechnologien. Man gibt einen Text rein und hat einen fertigen Podcast. Die ganzen Zwischenschritte macht irgendeine KI. wie bei ChatGBT, man gibt einen unfertigen Text rein, sagt, überarbeite mir das, nektoriere mir das und es ist fertig. Man sagt, schreibt mir eine E-Mail von dies und das sind alles Zeitersparnisse Sachen.

[20:46] Und eigentlich haben wir seit der Moderne ganz viele Zeitersparnistechnologien. Und der Soziologe Hartmut Rosa weist darauf hin, dass wir ja eigentlich mit dem Paradox zu tun haben, dass wir auf der einen Seite permanent neue Technologien schaffen, die uns dabei helfen, Dinge schneller zu machen, zu beschleunigen, in kürzerer Zeit mehr rauszuholen.

[21:14] Dazu gehören auch Erfindungen wie die Waschmaschine, die Spülmaschine und so weiter und die E-Mail-Technologie. Statt Briefe schreiben, das Telefon, wir haben aber auch, wir können Strecken schneller zurücklegen über Mobilität und so sind alles die Geschichte der Modernen, das ist eine Geschichte der Erfindung der Zeitersparnis. Und ChatGBT auch und GKI, also das sind ja alles, das Versprechen dahinter ist, Zeit zu sparen. Und gleichzeitig klagen wir aber alle über Zeitknappheit.

[21:46] Wir haben weniger Zeit. Und als Chachibiti neu war ich dieses Gefühl, ah, jetzt habe ich tatsächlich ein bisschen mehr Zeit für andere Dinge, weil ich mehr Zeit veranschlagt hatte für Dinge und dann auf einmal Textselektorien ging auf einmal ganz schnell. Inzwischen ist das nicht mehr der Fall, ich bin genauso eingebunden wie vorher. Und Hartmut Rosa führt das darauf zurück, dass wir zwar eine Beschleunigung haben, aber die wird sozusagen aufgefressen von Wachstum. Diese Zeitersparnis, diese Lücke füllen wir mit neuen Aufgaben, mit neuen Erwartungen, mit neuen Verantwortungen. Und wir sparen zwar Zeit, aber wir nutzen die nicht, dass wir mehr Freizeit haben, sondern wir nutzen die, um mehr Sachen zu machen, die wir vorher gemacht haben und unterm Strich bleibt dann nicht mehr viel Zeitersparnis übrig. Und das ist ja jetzt auch so, wenn man jetzt mit so einem Podcast sich einen Buchinhalt wiedergeben lassen kann und das beim Sport hohen kann.

[22:49] Dann nutzt man ja die Zeit, die man am Schreibtisch ist, nicht irgendwie was Schönes, um mal ein Gedicht zu schreiben sondern andere Sachen zu lernen. Das heisst, diese Zeitersparnis wird eigentlich aufgefressen und das ist sozusagen, da ist wieder eine Kontinuität drin, auch bei diesen Technologien.

[23:07] Ich glaube, das ist so auch die Selbstmanagement- Komponente. Dass man sich bewusst ist, dass man jetzt Zeit spart und sich auch mal überlegt, was mache ich mit der gewonnen Zeit? Dass man sich sagt, ja, ich investiere, also wenn ich zum Beispiel Unterrichtsunterlagen vorbereite und ich spare Zeit, in dem ich mir eine Übung generieren lassen kann, die ich nicht mal selber ausformuliere.

[23:35] Habe ich mich auch schon überlegt und tatsächlich auch schon gemacht, aber nicht konstant, dass ich sage, okay, die gewunne Zeit investiere ich jetzt, dass ich es noch einfach optisch noch besser aufbereite. Dass ich sage, das ist wie quasi, oder, ich tue das, dorthin investieren und versuche jetzt nicht noch mehr zu machen. Aber ich glaube, in der Praxis die Antworten steigen. Ich glaube, man kann sich dem gar nicht entziehen. Man kann sich dem gar nicht entziehen. Der Soziologe Hartmut Rosa würde so weit gehen, dass das ganz stark in unserer Wettbewerbsgesellschaft angelegt ist, dass man sich dem nicht entziehen kann. Natürlich gibt es jetzt so Gegenbewegungen wie Achtsamkeit und Entschleunigung und manche gehen in Sabbatical oder so, aber auch da ist wieder diese Beschleunigungslogik drin, denn man macht das ja nur, um danach umso fitter zu sein, um wieder in diesem Wettbewerb mitzuhalten. Das heißt, da würde ich jetzt auch nicht die Verantwortung auf das Individuum abschieben, sondern das ist tatsächlich strukturell angelegt.

[24:43] Wenngleich natürlich die Frage aufkommt, was man für Kompetenzen in der heutigen Welt haben muss. Und das stellt sich ja auch in Bezug, wir haben ja wieder diesen Bruch, wie wir unsere Studierenden heute ausbilden müssen, um sie für Gesellschaft und Arbeitsmarkt fit zu machen. Da haben wir wieder auch diesen Wettbewerbsgedanken drin.

[25:05] Und wo wir auf einmal neu denken müssen, ist denn der Unterricht, wie wir ihn gemacht haben, der Richtige, sind die Kompetenzen, die wir abfragen, die Richtigen oder ändert sich das nicht über ChatGBT und da reden wir ganz stark dann über, welche Kompetenzen braucht es eigentlich im Umgang mit generativer künstlicher Intelligenz Und dazu habe ich mit den vielen Kollegen an der Hochschule Luzern gerade eine Studie laufen, die wir auch bald veröffentlichen über generative KI Literacy, also die Fähigkeit damit umzugehen. Und dann sagen wir, da gehört eigentlich sehr, sehr viel dazu auf individueller Ebene. Es gehört dazu, dass man das Wissen hat über die Technologien, um es anwenden zu können, aber auch die Anwendungsfähigkeiten. Es gehört dazu, diese Problemlösungskompetenz, kreativ zu denken. Das meinte ich bei deinem Beispiel, du kannst dir jetzt zehn Sachen vorschlagen lassen, aber du musst ja erstmal wissen, dass du dir das vorschlagen lassen kannst und hinterher auch noch beurteilen, wie das geht.

[26:15] Und ein Aspekt, den du jetzt genannt hast, den wir nicht bedacht haben oder im Rahmen der Studie nicht relevant war, wäre jetzt noch diese Selbstmanagement-Kompetenz. Wo kann ich mich jetzt noch sozusagen in dieser Beschleunigungsgesellschaft, in diesem Wettbewerb um Aufmerksamkeit, in dieser überreizten Welt, wo kann ich jetzt sozusagen noch dafür sorgen, dass ich einigermaßen beisammen bleibe. Ja, wie kann ich es wieder reduzieren? Wie kann ich es noch prägnanter wieder machen? Wie kann ich es laiengerecht aufbereiten? Alles so ein bisschen, ich habe ja vorhin das optische Aufbereiten angesprochen, aber das sehe ich einfach als Beispiel. Man kümmert sich mehr um die psychologische Gesundheit von Studierenden und sagt.

[27:09] Man investiert dort vielleicht mehr Zeit rein. Aber das ist eine wichtige Diskussion, die ich finde, gehört auch diskutierte Unternehmen, wo man sich fragt, was machen wir mit der gewonnen Zeit. Genau, wir haben noch in dieser Studie zur GKI Literacy haben wir noch die Perspektive, dass wir sagen, es geht nicht nur um die individuelle Fähigkeit, damit umzugehen, wo ja auch, viele Facettenumfänge von der Problemlösung über das Wissen.

[27:46] Über datenschutzrechtliche Sachen, dass du jetzt auch weißt, dass du bei Studierenden nicht die Klarnamen reingeben darfst und so weiter. Ethische Komponenten, wo du weißt, wo Manipulation anfängt oder was, das gehört ja dazu. Und gleichzeitig gehört noch dazu, was wir organisationale GKE Literacy nennen. Zum einen darum, dass Mitarbeitende geschult werden oder die Ressourcen haben, das Umfeld haben, wo sie sich mit diesen Themen auseinandersetzen können, wo sie aber auch Zugang zu Infrastruktur und Ressourcen haben und wo aber auch eine Reflexion darüber stattfindet, was ändert sich jetzt eigentlich für die Organisation und die Mitarbeitenden. Denn Veränderung sind wir allen, aber Veränderung ist ja per se auch etwas, was Angst macht. Du hattest mich ja am Anfang auch gefragt, ob mir das Angst macht.

[28:44] Veränderung löst ja immer Sorgen und Ängste aus.

[28:48] Wenn ich meine Podcast-Hörgewohnheiten anschaue, dann fällt mir auf, dass ich die Podcasts regelmässig höre, wo ich einfach den Host oder den Moderator, die Moderatorin sympathisch finde. Ich schalte den Vibe ein und sage, ja, ich bin der Freizeit, ich bin mich am Entspannen, bin in einer Autofahrt, bin er in der Zugfahrt, jetzt will ich den beiden zuhören. Es geht um die Persönlichkeit des Hosts. In der Literatur nennt man das parasoziale Beziehungen, also die asymmetrisch-soziale Interaktion mit einer Medienfigur, die man sogar untersucht hat, wie man das fördern kann. Zum Beispiel in der Vermittlung von einer Innenperspektive, der Host spricht über seine persönlichen Erlebnisse, aber auch in dem, dass der Host auch ein bisschen unberechenbar ist.

[29:53] Wie stehst du das Thema persönliches Preis geben, sodass man noch eine bessere Hörerinnenbindung erzeugen kann? Ich glaube, das knüpft an das, was wir gesagt haben, wie man im Wettbewerb um Aufmerksamkeit sich durchsetzt oder besteht. Und in den letzten Jahren war eine Strategie, dass man das Private sehr stark nach außen gekehrt hat, wo auch noch vielleicht so eine Tabu-Verletzung war. Und Leute in den Medien, in den Massenmedien waren, die sehr stark das Persönliche in den Fokus gerückt haben. Und ich habe jetzt gesehen, Big Brother läuft ja heute sogar noch. Die haben das ja dann sozusagen in Reinform gemacht.

[30:48] Ich habe, Ich persönlich habe das nicht so, dass ich das, wenn ich Medien nutze, dass ich das haben möchte. Aber ich glaube, du spielst auf etwas an, was authentisch ist und wo du weißt, dass da Menschen aus Fleisch und Blut sind und wo vielleicht auch dieser persönliche Zugang über das rein strategische Instrumentelle herausgeht, wo es dann authentisch ist. Wenn man das Eingangsbeispiel nimmt, da wird es ja simuliert, aber diese Menschen gibt es nicht und dadurch wirkt es hohl.

[31:28] Und da würde ich jetzt auf den Soziologen Hartmut Rosa wieder zurückkommen, der als zentralen Begriff geprägt hat die Resonanz. Dass wir als Menschen resonanzbegabt sind. Wir wollen mit unserer Umwelt, mit anderen Menschen, mit Landschaften in einer Beziehung treten und uns wie anrufen lassen, transformieren lassen. Dass wir hinterher wie ein anderer Mensch sind, das uns auch tatsächlich berührt. Und über Medieninhalte beginnt es ja, findet das ja manchmal statt. Gut gemachte Filme, Musikstücke können Resonanz auslösen, auch Podcasts, wenn die einen irgendwie ein Thema ansprechen, was einen berührt, dann kann man Resonanz ansprechen. Und eine Voraussetzung für Resonanz ist aber auch das Unverfügbare, das Ungeplante. Man kann die Rahmenbedingungen schaffen, dass man Resonanz erlebt, wenn man in eine schöne Landschaft geht oder Freunde einlädt und ein schönes Abendessen hat beim guten Essen oder die Rahmenbedingungen schafft, dass man sich auf ein Gespräch vorbereitet, dass das Resonanz ist, aber man kann es nicht erzwingen. Und bei diesen reinen, GKI erzeugten Inhalten, halte ich es eher für unwahrscheinlich, dass sich Resonanz einstellt.

[32:51] Das muss auch nicht immer der Fall sein und manchmal kann das auch passieren, also dass jemand sich von diesem automatischen Gespräch so angerufen fühlt, so transformiert fühlt oder dass der Inhalt so spannend ist, dass sich diese Weltbeziehung einsetzt. Ich glaube aber, es ist eher unwahrscheinlich oder eher schwierige Rahmenbedingungen und was wir ja vielleicht bei Podcasts auch schätzen, wenn da Menschen miteinander reden, ist ja, dass man vielleicht vorher nicht weiß, wo das Gespräch hinführt, dass es Momente der Überraschung gibt, dass der Gesprächspfaden in eine Richtung geht, die auch scheitern kann. Wo Leute sagen, wir reden jetzt wieder drüber, das ist ja gar nicht so ein Thema oder ich schalte ab. Und wenn das genau dieses ist, wo es auch scheitern kann, wo es nicht geplant ist, wo es nicht rein technisch erzeugt werden kann, dann kann sich so etwas einstellen, was Leute dann auch tatsächlich gerne sich anhören, anschauen, lesen, reden oder so, weil es eine transformative, eine verändernde Kraft hat. Und das steckt, glaube ich, in der Begegnung zwischen Menschen viel stärker drin, als jetzt so rein künstlich erzeugt. Dass man sich einlässt auf das Ungewissen.

[34:16] Wir zwei haben ein Vorgespräch geführt, vor zwei Wochen. Und wir haben ein paar Themen angeschnitten, in welcher Richtung gesetzt wird, Gespräche ungefähr gehen. Und dann haben wir eben auch über das Thema Gret, das du jetzt gerade angesprochen hast, dass man sich einlassen soll, dass es eben die unberechtbare Komponente ist. Und an diesem Moment habe ich mir gesagt, okay, ich glaube, jetzt ist meine Vorbereitung abgeschlossen. Weil ich will das Gespräch nicht zu fest scripten. Ich will auch bewusst dich vielleicht mit etwas überraschen, eine Frage noch. Oder mal schauen, was sonst noch entsteht. Das hat dann für mich auch ein bisschen Mut gebraucht, zu sagen, ich habe jetzt nicht das ganze Interview schon im Kopf, wie richtig es geht.

[35:10] Ich habe jetzt einfach ein Vorspräch geführt und ich ungefähr Themen abgesprochen habe, aber den Gesprächsausgang lasse ich offen. Und ich habe selber dann auch gemerkt, dass ich dann mit viel Befreiter auch in das Gespräch eingehen konnte, weil ich sage, hey, cool, ich lasse mich ein bisschen auf ein Experiment ein. Und ich glaube, die Faszination, also die Neugierde, die ich selber verspüre, die Freude, Die strahlt sich aus auf die Hörerschaft. Die spüren das, dass ich neugierig bin und nicht, dass ich nervös bin. Es ist echt alles nach Script. Und nicht nur beim Host, sondern auch beim Gast. Das unterscheidet wahrscheinlich von so einem schriftlichen Interview, wie es typischerweise mit Politikerinnen und Politikern geführt wird, wo dann noch die PR-Beratenden noch dreimal drüber schauen oder mit A-Prominenten und dann alle irgendwie die heiknen Sachen rausgehen und dann nur auf strategische Kernbotschaften gehen. Und die langweilen ja auf die Dauer. Und dieses Unverfügbare, dieses Ungeplante heißt ja nicht, dass man unvorbereitet reingeht. Man muss ja schon irgendwie was zu sagen haben, was zu erzählen haben. Aber das Ergebnis ist offen.

[36:33] Man lässt sich auf ein Gespräch ein. Denn es gab es auch schon, gibt es natürlich viele Beispiele, Interviews, die so geführt werden. Zu den bekanntesten fällt mir, glaube ich, ein, die alten Klassiker mit Günter Gauss, hieß er, glaube ich, der die Gespräche mit, zum Beispiel mit Hannah Arendt gehabt hatte. Ein sehr, sehr gut vorbereiteter Interviewer, der eine Stunde mit Leuten gesprochen hat und am Ende ist da was entstanden, was vorher gar nicht so geplant war. Und das sind dann immer so diese magischen Gespräche. Und ich glaube, wenn wir überlegen, wie generative künstliche Intelligenz unseren Medienkonsum, unser Medienverhalten, die Medienproduktion verändert, dann würde ich wieder auf den Marshall mit Luan zurückkommen. Also das Neue löst das Alte nicht ab, aber das Alte wird verändert und wenn Menschen miteinander einen Podcast machen oder einen anderen Content machen, dann ist vielleicht das Gespräch, das Unverfügbare, diese Rahmenbedingungen für Resonanzerfahrung schaffen, wichtiger. Und bei anderen Sachen steht das ja nicht im Vordergrund, wenn ich mir ein Buch zusammenfassen möchte und das als Podcast hören möchte, weil ich sozusagen beim Sport das noch nebenbei machen kann. Und das finde ich dann spannend, wie sich so dieses Gefüge verändert.

[37:58] Ja, und für mich als Podcast finde ich das ein schöner Gedanke, dass ich Mensch sein darf. Ich darf meine Persönlichkeit zeigen. Ich bin nicht... Ich muss mich... Also klar, ich meine, Vielen Dank.

[38:14] Jemand anderem will das gar nicht. Und klar, ich meine, ich bin nicht von der Ausbildung aus ein Journalist, wo das, ich meine, das ist dann wieder ein ganz neues Themenfeld, wo man sich überlegt, ja, in die Fähne bringe ich meine Persönlichkeit jetzt in den Bericht hinein, in den Bericht nicht, aber in eine Reportage, wahrscheinlich in einer Show. Das ist dann wieder einmal etwas anderes. Aber ich sage jetzt mal, ich persönlich schätze es, dass ich mich selber sein darf beim Podcasten. Und ich glaube auch, es ist so ein bisschen der DNA vom Podcasting als Garage-Medium. Also quasi jeder kann von zu Hause aus einen Radiosender machen zu einem Thema, wo er Lust darauf hat. Also das ist so ein bisschen der Kern des Podcasts. Und ich finde es interessant, dass der Kern durch die neue Entwicklung wieder quasi hervorgehoben wird. Dass man sagt, es ist geprägt vom Host. Ja, und da ist natürlich auch ein Spektrum, was man unter Podcasts versteht.

[39:33] Journalistische Sendungen wie das Echo der Zeit profitieren natürlich auch enorm dadurch, dass jetzt auf einmal alle so tragbare noise cancelling Kopfhörer haben und am Bahnhof oder beim Pendeln oder beim Sport Inhalte hören können also das ist sozusagen die die Rezeptionsbedingungen haben sich geändert dann gleichzeitig kommen neue Podcast Genres raus mit all den Nischen die es gibt von Gaming über Musik über Kochen über Lebenshilfe Coaching und so weiter über diesen Podcast-Circle von der Hochschule Luzern. Da gibt es ja so ein Angebot und das ist dann, dass du beschreibst, dann dein Angebot, um in diesem Wettbewerb an Aufmerksamkeit gehört, möchtest du natürlich auch werden, bestehen kannst, indem du dich dann mit deiner Persönlichkeit in dieser Podcast, also einbringst und das finde ich einen sehr schönen Gedanken. Kollegin von mir, Jana Keil von der Universität Bamberg und Und Vera Katzenberger von der Uni Leipzig, die haben gerade eine Studie gemacht über die deutschsprachige Podcast-Szene und haben die befragt und geschaut, wer sind es denn eigentlich, die Podcaster? Also eine empirische Erhebung gab es da noch gar nicht. Die wenigsten sind, wenn ich die Studie richtig in Erinnerung habe, Journalistinnen und Journalisten.

[40:56] Und ansonsten ist das Themenspektrum sehr groß und die meisten haben den Anspruch, in irgendeiner Weise in ihrer Nische zu unterhalten. Mhm, mhm.

[41:09] Ja, das finde ich schon spannend. Ich nehme aus diesem Gespräch vor allem mit, also es geht um das Persönliche und Persönlichkeit und auch um das Unberechenbare, die Unvorhersehbarkeit. Was mich noch, vielleicht abschließend noch wundernimmt, du hast immer wieder Begriff gebraucht, das Unverfügbare. Was meinst du mit dem? Ja, es ist auch ein Begriff von Hartmut Rosa, auch im Buch geschrieben, Unverfügbarkeit und in unserer sehr technischen digitalen Welt wäre so dieser Resonanzbegriff, die Gegenbewegung oder dieser Gegenbegriff zu dieser beschleunigten Welt, wo wir das nicht erfahren können. Und eine Voraussetzung von Resonanz ist oder ein Charakteristikum ist, dass es insofern unverfügbar ist, dass man es nicht erzwingen kann. Man kann nicht sich von der Welt transformieren lassen, in eine positive Weltbeziehung eingehen, diese Momente, die jeder schon mal erlebt hat, wenn er ergriffen war vom Musikstück, von einem Buch, von einem Gespräch und so weiter. Man kann die nicht erzwingen, die sind unverfügbar.

[42:35] Aber man kann Rahmenbedingungen schaffen, damit sich das einstellen kann. Und dazu gehört, wie bei jetzt ein Gespräch bei uns, auch eine gute Vorbereitung, aber auch die Spielräume, die Freiräume zu lassen, dass sich etwas einstellen kann. Also dieses, dass es nicht vorher genau geskriptet werden darf, ansonsten ist es eher unwahrscheinlich, dass sich das einstellt und das meine ich oder das verstehe ich unter diesem Begriff der Unverfügbarkeit und dass man da wie auch interessant ist in diesem ganzen Wettbewerb um Aufmerksamkeit, dass man Räume schafft, wo auch so ergebnisoffen gedacht wird oder so. Das ist ja bei diesen reinen GKI-induzierten Sachen, die so gescriptet sind, eher nicht der Fall. Obwohl es da auch passieren kann, aber eher unwahrscheinlich. So ein bisschen wie Jazz. Ja, ein bisschen wie Jazz. Ich bin kein Musikkenner. Aber soweit ich die Idee von Jazz verstehe, ist ja, dass man improvisiert. Und am Anfang gar nicht weiß, was am Ende rauskommt. Und dann kann sich ja auch bei der Zuhörerschaft und bei den Musizierenden selber diese Resonanz einstellen.

[43:53] Und gleichzeitig erfordert es aber eine enorme Vorbereitung, der jetzt kein Instrument gut spielen kann. Ich könnte jetzt nicht Jazz machen, sondern ich muss natürlich auf ein bestimmtes Repertoire zurückgreifen können, um im Jazz improvisieren zu können, sodass die Leute weglaufen. Das ist nicht nur beim Jazz, bei der Musik, sondern so ist es bei vielen Sachen. Beim Podcast machen, bei der Lehre. Bei der Lehre denken wir manchmal viel zu geskriptet. Wir lassen dem Unverfügbaren manchmal wenig Raum und gehen manchmal nicht auf Nebengleise, wenn es geht.

[44:32] Und so ist es auch bei vielen anderen in der Kommunikation, in Zwischenmenschlichen, dass wir diese Räume schaffen müssen, wo sich etwas tatsächlich Neues, das Transformativ Veränderndes einstellen kann.

[44:48] Haltest du für ausgeschlossen, dass ein KI-Avatar auch kann auch künstlich authentisch sein? Das muss ein Paradox Exusdruck. Absolut nicht. Authentizität ist ja immer eine Zuschreibung. Ein Objekt ist ja nur eine Person, ein Akteur oder was auch immer, künstliche Intelligenz, ist ja nicht per se authentisch oder unauthentisch. Authentizität ist immer eine Zuschreibung von anderen. Und wir wissen ja heute, dass sich Leute in, Avatare verlieben können, Beziehungen damit führen können. Das sind jetzt seltene Formen, aber das funktioniert natürlich.

[45:35] Und ich sage nicht, dass Avatare völlig ungeeignet sind, um eine positive Welterfahrung zu haben. Im Gegenteil, Avatare können höchst sinnvoll sein in verschiedenen Kontexten, in der Vermittlung von Inhalten. Du hattest Gemeindekommunikation genannt, warum nicht einen Avatar schaffen, der sozusagen Inhalte aufbereitet und das macht. Und das kann alles einen Sinn und Zweck haben und das kann seine Berechtigung haben. Da wäre ich gar nicht ablehnend gegenüber. Wir wissen aus der Forschung einen ganz interessanten Effekt, schon bevor es diese KI-Avatare gab, wie eigentlich Roboter geschaffen sein müssen, dass sie von Menschen als sympathisch wahrgenommen werden. Da gibt es meines Wissens diesen Kent Valley Effekt. Wenn ein Roboter zu menschlich ist, dann wirkt das abstoßend, weil die Menschen dann durchaus noch unterscheiden können. Dann ist das eher so creepy, würde man sagen, störend oder so.

[46:42] Aber wenn er so menschlich angehaucht ist oder wie ein Tier mit Augen und Ohren und ein bisschen niedlich ist oder so, dann kann es durchaus sympathisch wirken. Und jetzt ist die Frage, wie könnte man heute Avatare schaffen? Ich kenne auch Kolleginnen und Kollegen, die darüber forschen, wie man Avatare gestalten sollte, damit sie von Menschen als glaubwürdig, sympathisch und so weiter wahrgenommen werden. Das ist eine offene Frage.

[47:10] Wahrscheinlich ist es so, dass es nicht zu menschlich imitierend sein soll, sondern dass man durchaus noch sehen sollte, dass es ein Avatar ist, je nachdem in welchem Kontext man das hat, aber dass es dann wahrgenommen.

[47:26] Positiv wahrgenommen wird. Aber das ist jetzt auch, vielleicht ist das ja ein neuer Beruf, Avatar-Designerin, Avatar-Designer sozusagen, wie man den richtigen Avatar für die richtige Kommunikationssituation schafft, sodass er die jeweilige Sinn und Zweck erfüllt, die Kommunikationsfunktion. Wie sollte ein Gemeinde-Avatar geschaffen sein? Es hat so viele Implikationen. Ich meine, das ist jetzt im Rahmen von einem Podcast für Podcasters, aber ich bin überzogen, dass man jetzt aus dem Gespräch so viel rausnehmen kann. Sei es jetzt für Gemeindekommunikation oder Didaktik, wo wir Themen gestreift haben, Und extrem wertvoll. Bin extrem froh, dass wir uns Gespräche führen können.

[48:10] Music. Ja, und wenn jetzt du zuhörst und eine konkrete oder vage Idee hast in Sachen Podcasts, dann kannst du dich melden bei podcast.hslu.ch und wir unterstützen euch sehr gerne dabei. Mein Name ist Fabio Sandmeier. Sound stammt aus der HSLU Sound Bibliothek und ich wünsche euch viel Spass und viel Erfolg mit euren eigenen Podcasts. Tschüss miteinander, bis zum nächsten Mal.

[48:10] Danke, Sie haben auch wieder gespielt.

[48:40] Music.